Jetzt hab ich großzügig versprochen aus den USA zu berichten und dann: Nix!
Aber da war ich wohl ein wenig zu blauäugig was den Effekt New Yorks auf die Menschen anbelangt. 15 Minuten nach Ankunft hat mich die Stadt gepackt und mit Haut und Haaren aufgesaugt. Da war kein Raum mehr, um Euch auf den laufenden zu halten.
New York war einfach großartig aber unbeschreiblich…laut, dreckig, unfreundlich, stressig und so vieles mehr. Hört sich nicht unbedingt toll an, aber trotzdessen kann man sich dem Charme nicht entziehen. Wer von Euch schon mal hier war, der kann mich vielleicht verstehen, der Rest sollte mal hinfahren.
Ich auf jeden Fall war so ziemlich jede verfügbare Minute unterwegs und haben mir Blasen an den Füßen gelaufen (hatte ich auch schon ewig nicht mehr) – aber egal, dann wird halt ein wenig ‚unrund‘ weitergelatscht. Schließlich gab es viel zu erleben. Drei absolute Favourites waren schnell gefunden:
Central Park: Wie so vieles in dieser Stadt erstmal groß, aber erstaunlicher Weise wundervoll angelegt. Und überraschend, dass die Stadt hier nicht nach und nach wertvollstes Bauland ‚abgezwackt‘ hat. Und am Samstag eine riesige Laufstrecke für sportliche New Yorker – überhaupt wird anscheinend das gesamte Wochenende durchgejoggt in der ganzen Stadt. Ich musste meine leichte Schwäche im Gangbild zeitweise ein wenig mehr betonen, um kein allzu schlechtes Gewissen zu haben.
Plaza: Es strahlt schon eine gewisse dominante Eleganz aus – Und doch (oder gerade deswegen) hätte ich noch Tage damit zubringen können, auf dem Mäuerchen des gegenüber liegenden Brunnenszu sitzen, in der Hand einen Latte aus dem nahegelegenen Starbucks und einfach nur dem geschäftigen Treiben am Eingang des Hotels zuschauen. Die zwei Doormen sind übrigens die einzigen, die die Taxifahrer hier in der Stadt ein wenig unter Kontrolle haben…
Apple Flagship Stork on 5th Avenue: Ok, ein deutlicher Gegensatz zu den anderen beiden Plätzen, aber beeindruckend. Oberirdisch befindet sich lediglich ein großer Glaskubus mit einem Apple-Logo, unterirdisch geht es weitaus enger zu, aber doch alles in einer wunderbaren wie auch einfachen Umsetzung des Designs der Rechner. Der Laden war eigentlich an jedem Tag, an dem wir drin waren, gestopft voll. Wer z.B. ein iPad kaufen wollte musste sich brav anstellen, aber einerseits kommt man trotz der langen Stange recht zügig dran, andererseits wird dann weder in Beratung noch Verkauf irgendwie Stress gemacht. Woher ich das alles weiß? Nun ja, das kleine Baby ist inzwischen 5 Tage bei mir, wiegt 64GB, kann schon sowohl über WiFi als auch 3G plaudern – und macht wahnsinnig Spaß!
Ground Zero gehört nicht zu den Most-Liked-Places (ich weiß auch gar nicht, ob man einen solchen Platz überhaupt mögen können sollte), aber irgendwie war dieser Ort ziemlich unwirklich – Hinter dem Bauzaun fanden heftige Bauaktivitäten statt, aber trotz allem wirkte der Bereich unglaublich klein, zu klein für zwei Hochhäuser. Und auch erinnerte nichts an die vorherige Situation, dies ist sicherlich auch dem geschuldet, dass hier alles im Umbau ist (anscheinend konstant),so dass eine Baustelle mehr oder weniger nicht weiter auffällt. Sicherlich würde meine Betrachtung des Ortes anders ausfallen, wenn ich vorher die Zwillingstürme live gesehen hätte.
Ansonsten ist dringend anzuführen, dass es irgendwie gar nicht so schlimm mit der leidigen Kriminalität ist. Ich persönlich kam weder Tag noch Nacht in Ecken (ok, ich war jetzt auch nicht in Queens & Co.) in denen ich Angst bekam. Und solange im lokalen Fernsehen die Top-Story ist, dass jemand in der Nacht einen Mann angefahren hat und dann Fahrerflucht beging, kann es soweit nicht her sein.
Was ich übrigens nach den ersten zwei Stationen schon sagen kann: Es gibt drei Sachen die ich in Deutschland nicht vermissen werde:
Wir-sind-die-Tollsten!: Ich kann es nicht mehr hören, jede mehr oder minder zufällige Zusammenstellung von Menschen entwickelt sich innerhalb von 2 Stunden zu dem besten, erfolgreichsten, schönsten, klügsten, [hier positiv besetztes Superlativ deiner Wahl einsetzen] Team der USA, Welt, Universum. Ich bin auch kein Freund davon, dass man sich immer kleiner macht, als man ist, aber irgendwo reichts auch mal!
Klimaanlagen: Warum muss ich eigentlich im geschlossenen Räumen andauernd frieren? Und vor lauter Temperatur-Irritation bin ich immer zu warm angezogen und verende fast, sobald ich in das (Gottseidank noch unklimatisierte) Freie gelange.
Eiswürfel: Als würde die konstante Unterkühlung durch die Klimaanlagen nicht schon ausreichen, gibt es hier ja kein Getränk, dass nicht mit sovielen Eiswürfeln serviert wird, dass man sich schon wundern muss, dass es nicht komplett gefroren ist. Und mir wirds noch kälter. Meinen Nachsatz „without ice“ spar ich mir, anscheinend geht es gegen die Verfassung, Flüssigkeiten einfach mal pur zu servieren.
Weiter geht’s nach Baltimore und unsere Freunde von Johns Hopkins, das wird ruhiger, da komm ich auch schneller dazu was zu schreiben 😉
Ach ja, Bilder hab ich auch endlich mal hochgeladen, wie versprochen unter http://gallery.me.com/ingo.stelzer