Unser kleiner 12 Monats-Plan ist ein wenig durcheinander gekommen. Dem Garten wollten wir uns ja im Besonderen erst im kommenden Frühjahr widmen. Aber in dieser Woche kam Micha mit unseren Nachbarn über den Erwerb von Brennholz ins Gespräch. Ja, der Winter naht und da müssen sich die Beiden wappnen und genug Material für ihren Kamin zulegen. Der Nachbar verwies dabei auf ein wunderhäßliches Friedhofsgehölz, dass bei uns mitten im Garten steht und anscheinend nicht nur uns eine Scheinzypresse im Auge war. Es stellte sich heraus, dass dieses Gruselding das nachbarliche Wohnzimmer auch bei massivem Sonnenschein im dunklen stehen lässt und er daher schon die Vorbesitzer anfragte, ob man sie nicht entfehrnen könne (was diese aber rundweg ablehnten, keiner weiß warum). Also fassten wir kurzerhand den Entschluss a) unserem neuen Nachbarn und b) unseren Augen einen Gefallen zu tun, und das Backbiest umzuholzen. Schöner Nebeneffekt: Den Stamm kann man dann ja auch im kommenden Jahr den Flammen übergeben.
Am gestrigen Samstag also holten wir die Kettensäge aus dem Keller und machten uns ans Werk. Um erst mal die Anatomie des Schuderdingens zu erkunden, machte der Ingo zunächst einen kleinen Fassonschnitt. Hier entdeckten wir, dass ganze drei Stämme die Form bestimmten. Zur Absicherung umstehender Häuser (vor allem unseres, der Nachbar wollte ja mehr Licht, dass geht am besten ohne Dach 😉 ) wurden dann vom höhentauglichen Micha harte Bandagen angelegt, die dem Fallholz eine Richtung vorgeben sollten.
Und dann gings ans Eingemachte und mit feiner Schnittführung überzeugten wir den ersten Stamm von den Vorzügen der Horizontalen. Und wie geplant landete der Baumteil auf keinem Dach oder Zaun, sondern genau da, wo er hin sollte: in unseren Hof!
Das gleiche Programm gönnten wir dem Gehölz zwei weitere Male: Leine drum, sägen, ziehen, hinlegen. Selbstverständlich wechselten wir uns auch brav ab, sodass jeder Sapß mit der Säge haben durfte. Und so lagen dann innerhalb recht kurzer Zeit drei Stämme in trauter Eintracht nebeneinander und unser Nachbar hatte plötzlich soviel Licht, dass er geneigt war im Wohnzimmer die Sonnenbrille aufzusetzen.
Zunächst machten wir uns nun daran, das darniederliegende Geäst zu Feuerholz zu verarbeiten, auf das der Winter 2011 kommen möge.
Ganz nebenbei ignorierten wir zunächst den unterirdisch liegenden Teil des Baumes – schwante uns doch ein arges Übel.
Aber nach ein wenig Holzgemetzel kamen wir nicht mehr umhin, uns dem Erdreich anzunehmen.
…ist tot!
Doch wir kamen umhin…zumindest für diesen Tag. Aber am folgenden Sonntag gab es kein Erbarmen mehr, die Wurzel musste weichen, koste es was es wolle.
Also machten wir uns mit Schippe und Spaten untertage. Zunächst ging es flott voran, heißt der Ort doch nicht von ungefähr Sandhausen. Wir buddelten vor uns hin, machten ordentlich Meter und freuten uns, dass wir nicht in Lehmhausen oder Steinhausen wohnen. Nach geraumer Zeit aber (es war noch kein Ende des massiven Wurzelwerks in Sicht) stießen wir dann aber doch auf eine tendenziell wasserundurchlässige Schicht, was ja auch was für sich hat, wenn man sich nicht gerade quer durch die Erdkugel gräbt. So langsam erschienen dickere Wurzeln, die gekonnt mit Spaten, Axt und Säge die Teilung erfuhren. Während wir uns so im Kreis vorran buddelten stießen wir plötzlich auf was richtig hartes: Eine Mauer aus fiesem Stein. Fernab jeder jetzigen oder früheren Grundstücksgemarkung beschlich uns das Gefühl, dass wir hier auf antike Kultstätten mystischer Geheimbünde gestoßen sind. Wir malten uns schon aus, wie wir diesen Ort zum Mekka irgendwelcher Esotherikvereine machen und mit dem Verkauf von Devotionalien reicher werden als Ivana Trump! Wir verfolgten zunächst den Lauf des Bauwerkes und stellten fest: Es ist und bleibt eine kerzengerade Mauer, die sich quer durch unseren Garten zieht. Also kein urzeitlicher Tempel. Nun ja, dann kann man dieses Ding ja auch Wurzelnah mit dem großen Hämmerchen zertrümmern. Hierbei zeigte sich eine solide Bauweise des eigentümlichen Schutzwalls: Mit einbetonierten Eisen hielt er doch zunächst einigen Schlägen stand, bevor er sich krachend ergab. Nach diesem kleines archäologischen Abenteuer ging es weiter der Wurzel auf den Grund. Nur ein paar Stunden, diversen Wurzelkappungen und viel Gerüttel und Geziehe später ergab sich endlich das Ungetüm und konnte geborgen werden.
Zurück blieb ein Loch, welches grob geschätzt bis kurz vor Australien reichte. Wir überlegten aber nur kurz, ob wir den Menschen dort unsere nun gewonnen Erkenntnisse im Ausbuddeln anbieten sollen, auf dass Ayers Rock endlich mal beseitigt werden kann, entschieden uns dann aber doch, alles wieder zuzuschütten und uns an einer baumfreien Ebene zu erfreuen.
Und die Nachbarfamilie freute sich mit uns, lief immer wieder am Zaun vorbei und winkte – schließlich konnten sie uns nun sehen und hatten endlich auch mal Tageslicht im Wohnzimmer.